Gemeinsam für mehr Artenschutz im Offenland- Schutzmaßnahmen für den Feldhamster helfen auch dem heimischen Niederwild

Der folgende Text erschien erstmals in dem Magazin HESSENJÄGER 4/2018.
Er wurde uns zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Jäger lernen wie sie Hamsterbauten erkennen können

Ende September 2017 trafen sich ca. 20 Jägerinnen und Jäger des Rebhuhnhegerings Wetterau zu einer Exkursion in der Nieder-Rosbacher Feldflur, um zu lernen, wie man eine Feldhamsterpopulation erkennt und bestätigt. Die Führung übernahm Dipl.- Geogr. Matthias Gall, erster Ansprechpartner, wenn es um Feldhamsterschutz in der Wetterau geht. Treffpunkt war ein Stoppelacker. Dort hatte Gall am Vorabend bereits einige Baue markiert, um sie der Gruppe vorführen zu können. Zunächst gab er eine kurze Einführung über die Situation des Feldhamsters, wobei deutlich wurde, dass er nur noch an wenigen Orten vertreten ist, Teilweise erreicht er lokal aber erfreuliche Populationsdichten, wie zum Beispiel in den Revieren um Friedberg, Nieder-Rosbach und Nieder-Wöllstadt. Gall erklärte die Merkmale eines Feldhamsterbaus: Oft ist er aus einiger Entfernung bereits an dem ovalen Erdaushub neben dem Bau zu entdecken, charakteristisch besitzt er eine schräg in den Boden führende Schlupfröhre und eine mindestens 20-30 cm senkrecht in den Boden abfallende Fallröhre. Der Röhrendurchmesser beträgt in der Regel 5-8 cm. Dieses theoretische Wissen konnte exemplarisch an den Bauen in natura verdeutlicht werden, wobei jeder der Teilnehmer die Möglichkeit hatte Fragen zu stellen und sich selbst am Bestätigen der Baue zu üben. Ziel dieses Seminars war es zu lernen, wie man eine Feldhamsterpopulation im eigenen Revier erkennt, um diese dann in ein deutschlandweites Feldhamsterkataster aufzunehmen, wodurch ein Überblick über die Bestandssituation des Feldhamsters verschafft werden kann.

Artenschutzmaßnahmen von denen viele Offenlandarten profitieren

Feldhamstervorkommen im Revier bieten aber auch eine gute Gelegenheit, um gemeinsam mit den Landwirten, weitere Natur und Artenschutzmaßnahmen im Offenland umzusetzen. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes (HALM Förderverfahren H2) können Landwirte auf ihren Getreideschlägen sogenannte „Hamsterstreifen“ liegen lassen und damit die Nahrungsverfügbarkeit und die Deckungsmöglichkeit für Feldhamster bis in den frühen Herbst hinein deutlich verbessern. Von diesen Maßnahmen profitieren natürlich nicht nur die possierlichen Nager. Auch andere Offenlandarten wie das Rebhuhn, die Feldlerche oder der Feldhase finden in den stehengelassenen Getreidestreifen Nahrung und Schutz. Bei bestätigten Vorkommen von Feldhamstern im Revier kann es sich also lohnen, die Landwirte anzusprechen, ob Sie sich nicht an den Schutzmaßmaßnahmen für den Hamster beteiligen und so nebenbei auch für unsere Niederwildarten attraktive Lebensräume erhalten möchten. Für den Landwirt sind die Maßnahmen zur hamstergerechten Bewirtschaftung relativ einfach umzusetzen und der Ernteausfall wird finanziell attraktiv vergütet.

Nacherntestreifen und Hamster-Blühstreifen bieten Nahrung und Deckung bis in den Herbst

Beim Modell „einfacher Nacherntestreifen“ werden zwei bis acht-Meter breite Streifen von der Ernte ausgenommen und mindestens bis zum 30. September stehengelassen. Diese Streifen können noch aufgewertet werden, indem ein mindestens fünf-Meter breiter Ackerstreifen mit hoher Stoppelbrache (30 cm Stoppelhöhe) angegliedert wird. Bei der sogenannten Hamstermutterzelle verbleibt eine quadratische Fläche von mindestens 900-1600 qm ohne Getreideernte, auch hier darf ein Umbruch erst im Oktober erfolgen, wenn die Hamster bereits ihre Vorräte aufgefüllt und sich zur Überwinterung tief ins Erdreich zurückgezogen haben. Die finanzielle Förderung ist auf die typischen „Hamstergebiete“ (Förderkulissen) in Mittelhessen beschränkt und setzt ein Hamstervorkommen voraus.

Welf Bücken Rebhuhnhegering Wetterau, Dr. Nadine Stöveken, LJV

 

Matthias Gall erläutert den Teilnehmern der Exkursion die Bestandsituation des Feldhamsters in Hessen (Foto: Andreas Mohr)